Dialektatlas Mittleres Westdeutschland (DMW)
Das Projekt „Dialektatlas Mittleres Westdeutschland (DMW)“ wird von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste gefördert (Laufzeit 2016-2032). Es wird durchgeführt an den Universitäten Siegen, Münster, Paderborn und Bonn. Die Projektleitung besteht aus Prof. Dr. Petra M. Vogel (Projektsprecherin, Universität Siegen), Prof. Dr. Helmut Spiekermann (WWU Münster), Prof. Dr. Doris Tophinke (Universität Paderborn) und Prof. Dr. Claudia Wich-Reif (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn).
Standortinformationen
Erhebungsgebiet
Der Bonner Standort, der den Südwesten des DMW-Gebiets untersucht, befasst sich aufgrund der räumlichen Gegebenheiten mit dem Ripuarischen, dem Niederfränkischen und dem Ruhrdeutschen. Das Ripuarische erstreckt sich entlang des Rheins, ungefähr von Bad Honnef im Süden bis Düsseldorf-Benrath im Norden und vom oberbergischen Wildberg im Osten bis Aachen im Westen. Die wohl prominenteste Varietät innerhalb dieses Raums ist die als „Kölsch“ bezeichnete Stadtsprache Kölns, aber auch verschiedene Ausprägungen bspw. in ländlichen Regionen wie der Eifel sind für Wissenschaft und Dialektsprecherinnen und Dialektsprecher bedeutend. Charakteristisch für das Ripuarische sind unter anderem die Gutturalisierung von n und d/t (kenk ,Kind‘, zick ‚Zeit‘, lück ‚Leute‘) und die fehlende Diphthongierung der mittelhochdeutschen Langvokale /i:/, /iu/ und /u:/ (ming hus ‚mein Haus‛).
Zum niederfränkischen Gebiet gehören z. B. Duisburg, Mühlheim, der Kreis Wesel und Teile Oberhausens. Sprachliche Phänomene dieses Raums sind beispielsweise gleiche Formen für den Akkusativ und Dativ (hinter den Berg ‚hinter den/dem Berg‘), die Trennung von Pronominaladverbien im Satz (Da weiß ich nichts von ‚Davon weiß ich nichts‘) und die Verlaufsform (Die Kerze ist am Brennen/brennen ‚Die Kerze brennt‘).
Das Ruhrdeutsche als Sprache des größten europäischen Ballungsraums wird vorwiegend in Städten wie Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund gesprochen. Diese jüngste Varietät Nordrhein-Westfalens erstreckt sich über mehrere Dialekträume und ist weniger klar abgesteckt als die anderen Sprachräume, die im Großen und Ganzen mit den mittelhochdeutschen Verhältnissen übereinstimmen. Ein großer Bereich gehört zum Südwestfälischen, und zwar alle Gebiete östlich der niederdeutsch-niederfränkischen Dialektscheide.
Datenerhebung
Mit umfassenden Erhebungen anhand eines umfangreichen Fragebuchs will der DMW die standardfernste Sprache in den einzelnen Regionen erfassen und aufzeigen. Neben der Ermittlung phonologischer, morphologischer, syntaktischer und lexikalischer Merkmale der Varietäten wird auch untersucht, wie Dialektsprecher ihre Sprache wahrnehmen, und durch die Abfrage der sogenannten Wenker-Sätze eine historisch ausgerichtete Analyse ermöglicht.
Für die Erhebungen werden Orte mit 500 bis 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ausgewählt, in denen bereits andere linguistische Projekte durchgeführt wurden. Um den generationsübergreifenden Sprachwandel und Sprachgebrauch zu erfassen, werden in einem Ort jeweils zwei Personen der ältesten Generation (ab 70 Jahre) und jeweils eine Person der jüngeren Generation (30 bis ca. 45 Jahre) befragt.
In diesem Zusammenhang möchten wir uns herzlich bei all denen bedanken, die an den Befragungen teilgenommen und so zu dem Gelingen des DMW beigetragen haben. Ebenso dankbar sind wir denjenigen Personen, die uns bei der Suche nach Gewährspersonen unterstützen. Besonders die Pfarrbüros und die Heimatvereine sind eine große Stütze, ohne deren Engagement die flächendeckende Erhebungen nicht möglich wäre.
Personal
Projekthilfskräfte
Inga Hagemann (Transkription)
Maria Reif (Transkription)
Hannah Scholz (Transkription)
Jara Uloth (Transkription)
Pia Dräger
Samiya Elmi
Christina Schlangen
Gianluca Tedeso
Janne Vogel