Isabell Maria Bläßer
"Der Suhrkamp-Streit und die Presse. Eine diskursanalytische Untersuchung."
Kurzbiographie
- 2002-2004 Ausbildung zur staatlich geprüften kaufmännischen Assistentin für Datenverarbeitung
- 2007-2010 Weiterbildungskolleg der Stadt Siegen (Abendgymnasium)
- 2010-2014 Bachelorstudium der Germanistik und Geschichte an der Uni Bonn,
Titel der Abschlussarbeit: „Intertextuelle Bezüge im ‚Gauriel von Muntabel‘ des Konrad von Stoffeln“ - 2014-2017 Masterstudium der Germanistik an der Uni Bonn, Titel der Abschlussarbeit: „… ‚unz er wol geheiltet was‘ – Krankheit, Verwundung und Heilung in der Epik des Hochmittelalters“
- seit SoSe 2018: Promotion an der Uni Bonn zum Thema „Krankheiten in schriftlichen Quellen des Mittelalters“ (Arbeitstitel)
- seit Juni 2018: Wissenschaftliche Hilfskraft im Dezernat 4|Liegenschaften an der Uni Bonn
Forschungsinteressen
- Literatur, Geschichte und Kultur des Mittelalters
- Artusepik des Hoch- und Spätmittelalters
- Intertextualität
- Krankheit und Heilung im Mittelalter
Projektbeschreibung
Die Häufigkeit von Krankheitsbeschreibungen in der deutschsprachigen Fachliteratur des Mittelalters und in mittelhochdeutschen epischen Texten beweist die Allgegenwärtigkeit der Bedrohung durch Krankheiten, deren Gefährlichkeit weit mehr im Mittelpunkt des Lebens stand als heute. Überlieferte althochdeutsche Rezepte bilden den Anfang der Auseinandersetzung mit Krankheit und Heilung, bis die schriftlichen Zeugnisse zu diesem Thema im späten 14. und 15. Jahrhundert kaum noch überschaubar sind. Die meisten fachliterarischen Texte beziehen sich auf konkrete Methoden der Behandlung von beispielsweise Magen- oder Kopfschmerzen. Und auch in der fiktionalen Literatur finden sich nahezu in jedem epischen Text Fälle von Verwundungen oder Krankheiten, die mehr oder weniger erfolgreich geheilt werden.
Die Forschung, die diesen Bereich bisher bearbeitet hat, konzentriert sich entweder auf die mittelalterliche kulturhistorische „Realität“ oder die literaturwissenschaftlichen Aspekte einzelner Texte. Immer wieder wurde nach der Rolle von Medizin und Heilung im Mittelalter generell und speziell in epischen Texten gefragt: Wer heilte? Was musste geheilt werden? Wie wurde geheilt? Welche Heilmethoden waren bekannt? Wie weit waren Heilmittellehre und Chirurgie entwickelt und wie fließt das Wissen über diese in schriftliche Quellen ein? Welchen Stellenwert hatten die Ärzte dieser Zeit und konnte auch weiblichen Heilerinnen die Fähigkeit zur Bekämpfung von Krankheiten zugestanden werden? Eine Zusammenführung beider Bereiche – die Betrachtung von Überlieferungen nicht-fiktionaler Schriftwerke einerseits und fiktionaler Werke andererseits – steht allerdings noch aus. Eine solche will die Dissertation leisten.
Untersucht werden neben historischen deutschen und lateinischen Geschichtswerken, wie Annalen, Chroniken und Viten, auch weltliche und geistliche Dichtungen und Erzählungen sowie die Fachliteratur des Mittelalters, wie sie beispielsweise von der heute noch bekannten und vielfach verehrten Benediktinerin Hildegard von Bingen verfasst wurde.
Dabei werden sowohl die Textgattungen „epochenintern“ in Bezug zueinander gesetzt als auch ihre Entwicklung über Früh-, Hoch- und Spätmittelalter in den Blick genommen. Durch Vergleiche sollen Ähnlichkeiten und Unterschiede über die Gattungsgrenzen hinaus konstatiert und die Intentionen der Verfasser ermittelt werden. Die Untersuchung, in deren Vordergrund stets die literarische Faktur von Krankheiten steht, unterteilt sich in folgende (zunächst als vorläufig angesetzte) Arbeitsschritte: „Krankheiten“, „Gesellschaft des Mittelalters“, „Religiosität im Mittelalter“, „Heiler und Heilungen“; diese Kapitel stehen jedoch nie grundsätzlich für sich, sondern bedingen einander.
Zielsetzung der Dissertation ist die Zusammenführung der Spannungsfelder mittelalterlicher „Realität“ und Fiktionalität. Es soll gezeigt werden, in welchem Maße die tatsächlichen Lebensverhältnisse den (höfischen) Literaturbetrieb prägten und – wenn möglich – umgekehrt. Aussagen aus der Epik des Früh-, Hoch- und Spätmittelalters sollen dabei anhand historischer Quellen überprüft werden, stets soll aber darauf geachtet werden, Dichtung und Geschichtswerke nicht unkritisch nebeneinander stehen zu lassen. Die literaturwissenschaftliche Untersuchung lässt so die kulturhistorische Perspektive nicht außer Acht, wodurch eine Vielzahl von Texten in den Blick kommt, die unterschiedliche Facetten des sozialen und kulturellen Austauschs berücksichtigt, um einen Beitrag zur Erklärung vergangener Kulturpraktiken und -techniken zu bieten und einen Einblick in Mechanismen und Strukturen der Gesellschaft zu ermöglichen.