Benedetta Bronzini

"Interviewkünstler. Der Künstler als Performer und historisches Dokument durch das Beispiel der Videointerviews zwischen Heiner Müller und Alexander Kluge" [Arbeitstitel]

(Prof. Dr. Michael Wetzel)

Kurzbiographie

  • Studium der Germanistik an der Università degli Studi di Firenze und an der Humboldt Universität zu Berlin mit einer Masterarbeit zum Thema „Der Jäger Gracchus von Franz Kafka“.
  • 2011 Bibliothekarin an der Geistwissenschaftlichen Bibliothek der Università degli Studi di Firenze.
  • Seit 2012 Promotion zum Thema Heiner Müller als „Interviewkünstler“ als Kollegiatin des Deutsch-Italienischen Promotionsprogramms „Germanistica Firenze-Bonn“ an der Università degli Studi di Firenze.
  • Seit 2013 Mitglied der Internationale Heiner Müller Gesellschaft (Berlin).
  • Seit 2016 studentische Hilfskraft an der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der Università degli Studi di Firenze.
  • Deutsche Literatur des XX Jahrhunderts
  • DDR-Literatur
  • Selbstinszenierung und Auftritt als Künstler
  • Intermedialität
  • Bibliographie Heiner Müller, in “Rivista di Letterature moderne e comparate”, Vol. LXVII, aprile-giugno 2015, Pacini Editore, pp. 208-212.
  • Dialog und Eigensinn. Alexander Kluges Gespräche mit Oskar Negt und Heiner Müller, in Zeitschrift für Theaterpädagogik, Heft 67/ Oktober 2015, Schibri-Verlag, pp. 21-23.
  • Müller-Deutschland 1979-1989. L’istituzione Heiner Müller nella Repubblica Federale Tedesca attraverso l’esempio di Berlino Ovest, in “Rivista di Letterature moderne e comparate”, vol. LXXI, (im Druck).
  • La Shoah nell’opera di Heiner Müller, in Tagungsakten der Convegno internazionale di Studi “Gli intellettuali/scrittori ebrei e il dovere della testimonianza”, Università degli Studi di Firenze, 7-9.11.2016 (im Druck).
  • 03.05.2015: Ansprache – “Heiner Müller as Interviewkünstler” im Rahmen der Konferenz “Subversive Voices and revolutionary Bodies” an der 46th Annual Convention of the North East Modern Language Association (NeMLa), Toronto – Canada.
  • 08.11.2016: Ansprache – La Shoah nell’opera di Heiner Müller, im Rahmen des Convegno internazionale di Studi “Gli intellettuali/scrittori ebrei e il dovere della testimonianza”, Università degli Studi di Firenze, 7-9.11.2016.

Die vorliegende Arbeit bietet eine Analyse der Videointerviews zwischen dem DDR-Dramatiker und Dichter Heiner Müller (1929-1995) und dem Regisseur und Produzent Alexander Kluge (*1932) im Vergleich zu dem Korpus von mehr als 500 schriftlichen Interviews, die der DDR-Dramatiker zwischen 1975 und 1995 gegeben hat. Der erste Teil der Dissertation ist der Analyse der Selbstinszenierungspraktiken Heiner Müllers gewidmet, mit besonderer Aufmerksamkeit auf Müllers autobiographische Schriften (d.h.: Schriften, Gedichte, Prosa und Autobiographie), die, zusammen mit den Müller-Kluge-Dialogen, die letzten fünf Jahre seiner Produktion charakterisierten. In der breiten Konstellation der literarischen Muster und Stoffe, die Müller auch in den Dramen als Material benutzt hat, richtet sich meine Analyse nach den Modellen, die die Collage der von Müllers erschaffenen literarischen Figur für die Öffentlichkeit komponieren, mit besonderem Interesse an Bertolt Brecht und Franz Kafka. Der zweite Teil der vorliegenden Arbeit ist den Müller-Kluge Dialogen gewidmet. Erstens werden die Videointerviews im Kontext von Kluges Poetik und theoretischen Schriften analysiert. Als Leitfaden der formalen und inhaltlichen Untersuchung der Videointerviews dienen die, laut Alexander Kluge, „gemeinsamen Götter“ der beiden Gesprächspartner: Tacitus, Heinrich von Kleist und Ernst Jünger. Das letzte Kapitel konzentriert sich dagegen auf die Darstellung von Müllers Privatleben im Rahmen der Gespräche mit Kluge. In diesem Kontext bilden die Themen Krankheit und Tod des Autors den Kern meiner Analyse. In den letzten Videointerviews, die Heiner Müller als Performer seiner eigenen Krankheit und gleichzeitig als Opfer und Zeuge des Untergangs der DDR zeigen, kommen nämlich die fiktive mediale Welt und die Realität zur Übereinstimmung. Wie die Untersuchung zeigt, erfolgt in diesem Kontext die letzte Verwandlung des Interviewkünstlers in eine dramatische Figur, die in den folgenden Jahren in den Werken weiterer deutscher Autoren wie Christoph Schlingensief, John von Düffel und Alexander Kluge selbst anwesend ist.

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