Julia Mierbach M.A.

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Dr. Julia Mierbach M.A.

Akademische Rätin a.Z.

Raum 1.027

Rabinstr. 8

53111 Bonn

Positionen und Funktionen

Akademische Rätin a.Z. in der Abteilung für Neuere deutsche Literaturwissenschaft

(Lehrstuhl Prof. Dr. Ingo Stöckmann)


Sprechstunde

Ein Sprechstundentermin ist entweder vor Ort oder über Zoom möglich. Bitte melden Sie sich per Mail, wenn Sie einen Termin vereinbaren möchten.


Zur Person


* geb. 1990, Leverkusen

2009–2016 Studium der Literaturwissenschaft (Germanistik, Komparatistik), Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Bonn (Master of Arts)

2014–2015 Auslandsstudium an der Karls-Universität Prag (Tschechien)

2017–2020 Mitglied im DFG-Graduiertenkolleg 2291 "Gegenwart/Literatur. Geschichte, Theorie und Praxeologie eines Verhältnisses"

2019 Fulbright – Visiting Fellow an der Universität Yale (New Haven, USA)

2017–2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin an der Universität Bonn am Institut für Germanistik (Prae-Doc)

2021–2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum für Cybersicherheit in NRW

2022 Forum Humanum Fellowship der Udo Keller-Stiftung, "Artificial Intelligence and the Human(ities) 2022", New School, New York City

2023 Promotion im Fach Germanistik an der Universität Bonn zum Thema: Von der Methode zum Verfahren. Zur Theoriegeschichte der Reihenbildung 1619-1865

seit April 2024 Akademische Rätin a.Z. (Post-Doc)


Forschungsinteressen

  • Deutschsprachige Literatur des 18.-21. Jahrhunderts
  • Medialität und Evidenz der Literatur 1600-1830
  • Geschichte der Gegenwart und der Gegenwartsliteratur
  • Theorie- und Wissensgeschichte der Natur- , Kultur- und Geisteswissenschaften
  • Ost-West-Beziehungen in der Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts
  • Kulturen der Digital Humanities

Dissertation (abgeschlossen)

Von der Methode zum Verfahren. Zur Theoriegeschichte der Reihenbildung 1619-1865 (Betreuung: Prof. Dr. Ingo Stöckmann, Prof. Dr. Rüdiger Campe, Prof. Dr. Bettina Schlüter)


Habilitationsprojekt:

Retardation in der Moderne. Revisionen eines literaturwissenschaftlichen Grundbegriffs (19.-21. Jhr.)

Seminare in vergangenen Semestern:

  • Kreativer Code. Figuren technischer Kreativität 1800-2023 (Masterseminar, 2 SWS, SoSe 2023)
  • Krieg in Literatur und Medien. Postjugoslawische Erinnerungen (Vertiefungsseminar, 2 SWS, WiSe 2022/23)
  • Geschichte und Theorie des Romans (Vertiefungsseminar, 2 SWS, SoSe 2022)
  • "Wo liegt eigentlich Jugoslawien?" Intermediäre Dimensionen der Balkankriege in der Gegenwartsliteratur (Vertiefungsseminar, 2 SWS, WiSe 2021/22)
  • Einführung in die Nachkriegsliteratur 1945-1968 (Einführungsseminar, 2 SWS, SoSe 2021)
  • Das Ende des Romans. Robert Musils 'Der Mann ohne Eigenschaften' (Vertiefungsseminar, 2 SWS, WiSe 2020/21)
  • Verfahren, Übung, Technik. Zur Geschichte der Praxis in Theorie und Literatur (Masterseminar, 2 SWS, WiSe 2019/2020)
  • Figur, Mensch, Person. Geschichte(n) der persona in Literatur und Theorie (Vertiefungsseminar, 2 SWS, WiSe 2019/2020)
  • Literatur und Krieg (Einführungsseminar, 2 SWS, SoSe 2018)
  • Metapherntheorie (Vertiefungsseminar, 2 SWS, SoSe 2018)
  • Spiralen des Verstehens. Die Grundlagen der Hermeneutik von Schleiermacher bis Ricoeur (Vertiefungsseminar, 2 SWS, WiSe 2017/18)
  • Prager deutsche Literatur (Vertiefungsseminar, 2 SWS, SoSe 2017)
  • Einführung in die Literaturwissenschaft am Beispiel der Nachkriegsliteratur 1945-1968 (Einführungsseminar, 2 SWS, WiSe 2016/17)
"Von der Methode zum Verfahren.
Zur Theoriegeschichte der Reihenbildung 1619-1865"(Dissertation 2023, abgeschlossen)

Projektbeschreibung: Die Studie entfaltet die Geschichte von Reihenfiguren in der Aufklärung und der Moderne. Sie widmet sich dem Spannungsfeld von psychologischer Ästhetik, Romanpoetik, Naturforschung, idealistischer Philosophie, Kulturwissenschaften und Literatur und fasst Reihenfiguren als Akteure einer Theoriesprache, die sich über die Moderneschwelle ‚um 1800‘ hinaus und weit bis ins 19. Jahrhundert hinein beobachten lässt.

Die These der Arbeit lautet erstens, dass in dieser Theoriesprache – gewissermaßen im Schlagschatten der philosophischen Ästhetikentwürfe der Moderne – Verfahrensdimensionen des Ästhetischen jenseits der Rhetorik verhandelt werden. Zweitens wird gezeigt, dass durch Reihenfiguren ein theoriesprachliches Narrativ fingiert und verfestigt wird, das bis heute unsere Metasprache über die Moderne prägt: die Entstehung einer modernetypischen Komplexität.

Untersucht wird die Entstehung, die Konjunktur und das Absinken dieser Theoriesprache der Reihenbildung: Ausgehend von Descartes’, Leibniz’ und Newtons Philosophie werden Reihenfiguren zu Akteuren der literarischen, ästhetischen und erfahrungswissenschaftlichen Evidenzproduktion im 18. Jahrhundert. Daran anschließend wird Reihung zu einer Strukturformel für ästhetische, literarische und künstlerische Produktionen: In der Romanpoetik (Blankenburg, Engel) und in der psychologischen Ästhetik (Mendelssohn, Garve, Tetens, Kleist) gilt Reihung als Erzeugungsmechanismus von Darstellungseffekten, die in der freien Rede, dem Roman, der Schreibpraxis, der Malerei und dem Scherenschnitt entstehen. Nach Kant werden Figuren der Reihenbildung zur Grundlage von Formbildungsprozessen, so etwa in den naturwissenschaftlichen Texten Goethes und in der Anschauungsphilosophie Herbarts, in welcher die Reihenbildung anstelle von Raum und Zeit zur einzig gültigen, transzendentalen Anschauungsform erhoben wird. Im 19. Jahrhundert stoßen Reihenbildungsfiguren an eine theoriegeschichtliche Grenze und werden zugleich zu Ausgangspunkten für eine Reformulierung von funktionalen Strukturbegriffen - und zwar in Gründungstexten der Literatur-, Kultur- und Geisteswissenschaften (Lazarus, Cassirer, Mukařovský, Šklovskij u.w.), mit denen die Arbeit schließt.

Die Arbeit erscheint im Sommersemester 2024.


"Gegenwartskonzepte 1750-1800. Eine kulturwissenschaftliche Revision" (zus. mit Eva Stubenrauch, abgeschlossen)

Projektbeschreibung: Die These der Verzeitlichung der historischen Kategorien Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der ‚Sattelzeit‘ dominiert seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und bis heute die Gegenwarts(literatur)forschung. Diese betrachtet das späte 18. Jahrhundert zumeist als Trennscheibe zwischen einem ‚alten‘ räumlichen und einem ‚neuen‘ zeitlichen Gegenwartsbegriff.
Übersehen wurde dabei, dass das vermeintlich naivere, vormoderne Gegenwartskonzept keineswegs bloß räumlich gemeint war, sondern erheblich komplexere Semantiken implizierte, die von der Ästhetik bis in die Metaphysik ausgreifen. Nicht untersucht wurden bislang zudem unterschiedliche Relationsformen von Raum und Zeit sowie Wissenskontexte und Darstellungsverfahren, die die moderne Gegenwart diesseits und jenseits der Kategorien Raum und Zeit modellierten. Das Projekt vermisst das Feld der Gegenwartskonzepte im 18. Jahrhundert in diesem Sinne grundlegend neu und rekonstruiert Leitparadigmen und Transformationsgeschichten, die sich bis heute auswirken.

Links:


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© Erich Schmidt Verlag

Neuerscheinung

Gegenwartskonzepte 1750-1800. Eine kulturwissenschaftliche Revision. Hrsg. von Eva Stubenrauch und Julia Mierbach. Reihe: Beihefte zur Zeitschrift für deutsche Philologie 22. Berlin, Erich Schmidt Verlag 2023.


Publikationsliste

Monographien

  • Von der Methode zum Verfahren. Zur Theoriegeschichte der Reihenbildung 1619-1865. (Dissertation, Universität Bonn 2023; erscheint 2024.)

Herausgeberschaft

  • gem. mit Eva Stubenrauch (Hrsg.): Gegenwart 1750-1800. Eine kulturwissenschaftliche Revision. Beihefte zur Zeitschrift für deutsche Philologie 22. Berlin 2023.

Aufsätze

  • „Gewohnheit und Übung regieren eigenmächtig in unseren Herzen [...]". Zur Praxeologie des Übens zwischen Philosophie und Kunsttheorie des 18. Jahrhunderts. (in Vorbereitung)
  • „Aber sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte.“ Die Ambivalenz populärer Semantiken des Weltkriegs in Heimito von Doderers Heimkehrerroman Ein Umweg. (angenommen, erscheint 2023 in: Schriften der Heimito von Doderer-Gesellschaft 11).
  • Einleitung. Gegenwart 1750-1800. In: Beihefte zur ZfdPh: Gegenwart 1750-1800. Eine kulturwissenschaftliche Revision. Hrsg. v. Julia Mierbach und Eva Stubenrauch. Berlin 2023, S. 7-20. (mit Eva Stubenrauch)
  • Schreiben, Sprechen, Klavierspielen. Verfahren der Geistesgegenwart von Mendelssohn bis Kant. In: Beihefte zur ZfdPh: Gegenwart 1750-1800. Eine kulturwissenschaftliche Revision. Hrsg. v. Julia Mierbach und Eva Stubenrauch. Berlin 2023, S. 87-110.
  • Die Materialität des „Musterthiers“. Karl August Möbius’ andere Begründung der Ökologie und ihrer Ästhetik. In: Jana Schuster/Alexander Kling (Hrsg.): Zeiten der Materie. Verflechtungen temporaler Existenzweisen in Wissenschaft und Literatur (1770-1930). Hannover 2021, S. 283-309.
  • Die Biozönose (Lebensgemeinschaft). Zur Anschaulichkeit lebenswissenschaftlicher Theoriebildung um 1900. In: Anna S. Brasch/Christian Meierhofer (Hrsg.): Weltanschauung und Textproduktion. Beiträge zu einem Verhältnis der Moderne. (Berliner Beiträge zur Wissens- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 18). Berlin 2020, S. 93-124.
  • Die Reihe. Zur mathematischen Poetik einer Denkfigur um 1800 (Goethe, Schelling, Herbart, Novalis). In: DVjs 92/3 (2018), S. 377-427.
  • Alternative Gemeinschaftsentwürfe vor dem Hintergrund des tschechisch-deutschen Nationalitätenkonflikts bei Gustav Meyrink und Erwin Guido Kolbenheyer. In: Brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien-Slowakei 23/1-2 (2015), S. 257-286.
  • Die Herbartianische Ästhetik als wissensgeschichtliches Paradigma. Eine Stichprobe am Beispiel von Robert Zimmermanns „Allgemeine Ästhetik als Formwissenschaft“ und Adalbert Stifters „Der Nachsommer“. In: Anwesenheitsnotiz 7 (2016), S. 23-46.

Lexikonartikel


Vorträge

  • „Daß die Erkenntnis des Serienprinzips gegenwärtig ‚in der Luft liegt‘“: Zur Montage serieller Figuren in Paul Kammerers Das Gesetz der Serie. Vortrag auf dem interdisziplinären Workshop „Sammlung und Reihenbildung als Wissensform. Philosophische, kultur- und literaturwissenschaftliche Perspektiven.“ 20.-22.05.2021, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, digital.
  • Psychologische Gegenwart, ästhetische Gegenwart. Raum, Zeit und Wirkung in Moses Mendelssohns Psychologischen Betrachtungen. Vortrag auf der Tagung „Transformation, Referenz, Präsenz. Zum Wandel des Gegenwartskonzepts zwischen 1750 und 1800“. 18.02.2021, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, digital. 
  • Reihe/Series in Goethe. Vortrag beim Cambridge Workshop des Goethe-Lexicon of Philosophical Concepts. 11.07.2020, digital.
  • Von der Übung zur Praxis. Zur Genese eines modernen Konzepts von Übung bei Baumgarten, Kant und Herbart. Vortrag im Rahmen der Summer School „Aesthetic Possibilities: Literature, Rhetoric, Philosophy“ zum Thema „Praxis, Übung, Formung“. 20.08.2019 an der University of California, Berkeley.
  • Die infinitesimale Reihe als Erbin der Kette der Wesen. Vortrag bei der Tagung „Die natürliche Ordnung: Konflikte, Brüche, Kontinuitäten im Naturverständnis von 1600 bis 1900“ am 13.06.2019 am Zentrum für Wissenschaftsgeschichte, Graz.
  • Die Biozönose. Zur poetischen Ökonomie von Nachbarschaft um 1900. Vortrag auf der Tagung „Weltanschauung und Textproduktion. Formgebung – Narrative – Verbreitung. 02.02.2018 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
  • Die Figur der Anschauung bei Johann Friedrich Herbart. Vortrag im Rahmen des internationalen DAAD-Workshops Prag-Bonn am 19.05.2017 an der Karls-Universität Prag.
  • Goethe und die moderne Mathematik. Zur ästhetischen Dimension mathematischen Wissens um 1800. Vortrag im Rahmen des 7. Jahrgangs der Nachwuchstagung PRAGESTT an der Karls-Universität Prag; 25. März 2017.
  • E.G. Kolbenheyer. Zu einem Diskurszusammenhang von literarischer Moderne und Heimatkunstbewegung in Böhmen. Vortrag im Rahmen des 6. Jahrgangs der Nachwuchstagung PRAGESTT an der Karls-Universität Prag; 19. März 2016.
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